Ulrich Fritzsche

Ich bin an jenem 18.August 1968 in Mikulov (CSSR) über den offizellen Grenzkontrollpunkt neben einem bereits abgefertigtem LKW zu Fuß und im Schutz dieses Wagens, da diese auf mein Bitten, mich mit zunehmen, dieses verweigerten aus Angst, das sie beim Scheitern in Schwierigkeiten kommen könnten. Ich konnte es sehr gut verstehen, aber trotzdem hätten sie bei eventueller Gefahr versucht, mich aufspringen zu lassen, was sie mir noch signalisierten.
Da an diesem Sonntagabend auch sehr viel Andrang war an diesem Übergang, ist mir zum Vorteil gewesen, da meine Anwesenheit nicht ganz so aufgefallen ist und ich im Schutz der Menschen etwas weniger nach einem Flüchtling hätte aussehen können. Als der LKW im Schritttempo in Richtung Grenze losfuhr, bin ich einfach losgelaufen und hatte schon fast damit gerechnet, das es bemerkt wurde, aber nichts geschah und ich lief so gut es ging immer im Schutz nebenher. So gelangte ich nach ca.500 m an die eigentliche Sperranlage und da der Sperrbalken hoch war konnte ich ungehindert weiter laufen. Da zu meinem Glück die Grenzposten sich wohl beide an der Fahrerseite befanden und mich nicht bemerkten. Nach dem passieren wußte ich nicht mehr, wie weit es war und ich hatte plötzlich das Schild im Blick Republik Österreich, worauf dann der LKW seine Fahrt beschleunigte und zur Abferigungsstelle weiterfuhr. Ich hatte nicht mehr die Möglichkeit, ein dankeschön loszuwerden.
Dann hatte ich plötzlich die Übergangsstelle erreicht und bin auch sofort auf gegenüberliegender Abfertigungsstelle ins Gebäude, um mich anzumelden. Dort hatte man meinen Anblick erst gar nicht so recht Glauben schenken wollen, bis ich dann den Grenzern meinen Personalausweis, welchen ich in den Socken hatte, zeigte und da war dann die hellste Aufregung und ich durfte mich erst einmal     ausschnaufen und es war dann die hellste Aufregung an diesem Abend. Die Zöllner alarmierten gleich die Gendarmerie aus Drassenhofen und nach Aufnahme meiner ersten Personalien fragten sie mich, wann ich das letzte mal etwas gegessen hätte und luden mich gleich ein, im Dorfgasthaus etwas zu essen auf Einladung der Gendarmen. So wurde ich in den Gasthof geführt und dort wurde unter großem Hallo und Begeisterung am Stammtisch eine große Wurstplatte zubereitet.
Im Kreis der Gäste, die immer mehr wurden, genoss ich die ersten Augenblicke in der noch mir fremden Welt, aber im Anblick der gewonnenen Freiheit und diese ohne jegliche Wunden, wich meine Angst und es kehrte Ernüchterung über mich herein, was eigentlich geschehen war. Ich wollte und konnte mein Glück noch gar nicht so recht begreifen. 
Nach 9 Jahren kehrte ich nach Drasenhoffen zurück und blickte mir die Grenze von der Seite Osterreichs an, ohne diese zu passieren, aber mit einem Besuch im Gasthof Schleining, wo man sich noch sehr an die Ereignisse des 18.Augustes erinnern konnte. Im August 1988 genau an dem Fluchttag fuhr ich dann kommend von der tscheschichen Seite über diesen Grenzübergang und hatte dazu auch Gelegenheit ein Paar Fotos zu machen.

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Auf diesem Foto sieht man den Weg, wo es zur Grenzanlage ging, welche sich gleich etwa 50 m befand kurz davor, wo der PKW fährt. 

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Hier ist auf dem Seitenstreifen die Einbuchtung zu sehen, wo die abgefertigten Wagen zu stehen hatten um dann auf die Straße zu gelangen.

 

Hier die Abfertigungsanlage Drassenhofen mit dem Eingang zum Raum, wo ich mich meldete. 

 

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Dann der Gasthof Schleining und das erste Foto stammt noch von meinem Besuch im Jahre 1977, wo ich auch noch alles so vorfand wie bei meinem Fluchtgelingen. Danach hatte man renoviert aber im großen und ganzen nicht viel verändert im Jahre 1988. Mein dritter Besuch war im Jahre 1992.

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 Gemeinsam mit meiner Frau passierten wir den Übergang kommend von Österreich mit Einreise in die neue Republik Tschecheslowakei mit Aufenthalt in Bratislava und einigen Tagen in Prag. Zu diesem Zeitpunkt hatte man den alten Grenzübergang abgerissen und mit einer breiten Straße einen neuen Übergang gebaut, so daß man den Fluchtweg nur noch etwas erahnen konnte.
Von 1970 an konnte ich für einige Jahre zur See fahren und die Welt kennenlernen, die mir am 18. August 1968 geschenkt wurde.